Energy

Krieg in Europa: Die Auswirkungen auf die Energiepreise

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Niklas Hirmke

11.7.2022

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Min.

Alarmstufe Notfallplan Gas

Nachdem der Gasimport aus Russland wegen verzögerter Wartungsarbeiten der Nord Stream1 Pipeline um 60 % gedrosselt wurde, rief das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz am 23.06.2022 die Alarmstufe des Notfallplans Gas aus. Unklar bleibt, wie sich die Gasimporte auch nach der erfolgreichen Wartung entwickeln werden.

Momentan befindet sich Deutschland in Stufe zwei des dreistufigen Notfallplans. Die Lage könnte sich daher noch weiter zuspitzen. Dies wäre dann der Fall, wenn Russland beschließen sollte, die Gasimporte nach Deutschland weiter zu drosseln oder gar komplett einzustellen. Aktuell liegen die Gasflüsse aus der Nord Stream 1 Pipeline bei etwa 40 % der Maximalleistung. Sollten die russischen Gaslieferungen über Nord Stream 1 weiterhin auf diesem niedrigen Niveau verharren, ist ein Speicherstand von 90 % bis 1. November, welcher gesetzlich vorgeschrieben ist, kaum mehr ohne zusätzliche Maßnahmen erreichbar.

Stufe 3 des Notfallplans sieht vor, dass im Rahmen des Energiesicherungsgesetzes schnell umfangreiche Verordnungen zum Einsatz, zur Verteilung, zum Transport und zur Einsparung von Energie erlassen werden können.

Rasant ansteigende Strompreise

Täglich wird in den Nachrichten berichtet, dass Strompreise mehrjährige Höchststände erreichen. Wieso aber nicht nur die Gaspreise, sondern auch Strompreise davon betroffen sind, wird im Folgenden genauer beleuchtet. Dazu ist zuerst einmal die sogenannte Merit-Order zu verstehen.

Die Merit-Order beschreibt die Einsatzreihenfolge von stromproduzierenden Kraftwerken, um die wirtschaftlich optimale Stromversorgung zu gewährleisten. Diese optimale Versorgungsmenge orientiert sich an den niedrigsten Grenzkosten. Das sind jene Kosten, die bei einem Kraftwerk für die letzte benötigte und produzierte Megawattstunde anfällt. Kraftwerke aus erneuerbaren Energien, wie Wind und Sonne, werden als Erstes in der Merit-Order dazugeschaltet. Nachfolgend werden Atom, Kohle und Erdgas dazugeschaltet und dies so lang, bis die Nachfrage an Strom gedeckt ist.

Da weniger Gas nach Deutschland importiert wird, ist die Nachfrage größer als das Angebot und daher können und müssen Gaskraftwerksbetreiber die Preise anheben, um ihre Produktionskosten zu decken. Somit sind Gaskraftwerke am Ende der Merit-Order und setzen den Marktpreis fest, welcher dadurch im Endeffekt ansteigt.

Energieunabhängigkeit

Sowohl Europa, insbesondere Deutschland, als auch Privathaushalte sollten aus der Krise lernen und energieunabhängiger werden. Solarstrom ist die einfachste und meistgenutzte Möglichkeit, Strom für das Eigenheim zu produzieren. Auch Wärmepumpen können unter anderem mit selbst produziertem Strom betrieben werden.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 80 % zu steigern und steuert somit unmittelbar Energieunabhängigkeit an.

Gerne kannst du hier die aktuellen Entwicklungen zur Gasversorgung in Deutschland verfolgen.